Sprachen sprechen in Europa – das bedeutet sowohl das Erlernen von Fremdsprachen zur Verständigung in einem anderen Land oder in beruflichen Kontexten, als auch das Kommunizieren mit Menschen unterschiedlicher Herkunft im eigenen Land.
Herkunftssprachliche und fremdsprachliche Kenntnisse sowie interkulturelle Kompetenzen gehören zu den Schlüsselkompetenzen für die Kommunikation und das Zusammenleben in multi- und internationalen Kontexten.
Dabei dient Sprache als Medium, mit dem die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen gelingt, mit der wir aber auch unsere Kenntnisse und persönlichen Erfahrungen zum Ausdruck bringen.
Zur europaweiten Vergleichbarkeit der Sprachkenntnisse setzen die Volkshochschulen den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) ein, der die Sprachkompetenzen auf sechs verschiedenen Niveaustufen beschreibt und für einen kommunikations- und handlungsorientierten Sprachunterricht steht.
Deutsch als Fremdsprache
Die deutsche Sprache lernen und im Alltag oder im Beruf mit den Mitmenschen kommunizieren sowie eine Sensibilisierung für die kulturellen Gegebenheiten entwickeln – das ist das Ziel von Integration.
Integration zu ermöglichen und zu fördern ist ein zentraler Bestandteil des gesellschaftlichen Auftrags der Volkshochschulen.
Fremdsprachen
Heutzutage sind wir von Fremdsprachen umgeben, ob im Arbeitsalltag, Fernsehen oder im Urlaub. Wir reisen und erhalten Informationen und Nachrichten aus der ganzen Welt. Kulturen fließen ineinander und wir haben immer öfter mit Mitmenschen zu tun, die unsere eigene Muttersprache nicht sprechen.
Als Bildungsstandard sind Fremdsprachenkenntnisse nicht nur im Berufsleben unverzichtbar, sondern auch privat beeinflussen sie den Lebensweg eines jeden einzelnen Menschen. Die Fähigkeit untereinander zu kommunizieren bedeutet Teilhabe und erhöht somit nicht nur die Chance auf beruflichen Erfolg und lässt uns selbstbewusster auftreten, sondern eröffnet zudem auch neue Perspektiven.
Fremdsprachenkenntnisse öffnen die Grenzen und geben die Möglichkeit nicht nur im eigenen Land zuhause zu sein, sondern auf der ganzen Welt.
Die Krise als Chance begreifen – eine abgedroschene Phrase, dachte ich, aber an der hiesigen Vhs sehe ich, dass etwas Wahres dran ist. Innerhalb weniger Wochen hat man dort auf die Situation bestmöglich reagiert und stellt nun das Programm auf Online-Angebote um.
Als Vhs-Sprachdozentin bin ich direkt betroffen. Seit fast 20 Jahren gebe ich an der Vhs Südliche Bergstraße Sprachkurse, nach wie vor mit Begeisterung. Denn es ist einfach schön zu sehen, wie die Teilnehmenden hochmotiviert zum Unterricht kommen, wie sie sich anstrengen und sprachliche Hürden nehmen, wie sie sich über kleine und große Erfolge freuen. Unsere Unterrichtsstunden leben vom gemeinsamen Arbeiten, wir stecken die Köpfe bei Gruppenaufgaben zusammen, ich erkenne an einer gerunzelten Stirn oder einem schiefen Blick sofort, dass ich etwas (nochmal) erklären muss. Wir lachen viel. Der persönliche Austausch wird groß geschrieben, wir erzählen uns viel, und es entstehen sogar Freundschaften.
Dann kam Corona und das alles hörte von einer zur nächsten Woche auf. Schockstarre: Der Unterricht sollte bis Ostern ausgesetzt werden. Naja, der Stoff von drei Wochen ließe sich danach schon irgendwie aufholen, und das alles gehe bald vorüber, dachte ich. Doch schon bald Ernüchterung. Es wurde klar, dass es wohl länger dauern würde. Immer häufiger war die Rede von Distance Teaching und Distance Learning, also vom Lehren und Lernen auf Distanz. An Aussitzen, wie ich das ursprünglich vorhatte, war nicht mehr zu denken. Aber konnte mein bewährter Unterricht übers Internet funktionieren? Ich war sehr skeptisch. Mit einem Konferenzprogramm konnte Sprachunterricht nicht gut werden. Oder doch?
Die Vhs hatte uns mittlerweile informiert, dass sie ein bestimmtes Konferenzprogramm favorisiere, und wir sollten doch überlegen, ob wir unseren Unterricht damit auf online umstellen wollten. Oje, ich wollte mir so etwas auf meine alten Tage eigentlich nicht mehr antun, zumal ich nicht sonderlich computer-affin bin. Aber die Anfrage signalisierte auch: „Es geht weiter!“ Die Schockstarre löste sich allmählich wieder. Ich hatte ja Zeit. Also buchte ich digitale Workshops zu Distance Teaching bei den führenden Lehrwerksverlagen und schaute mir im Internet unzählige Lernvideos zum neuen Konferenzprogramm an. Ich merkte: so schlimm war das alles gar nicht. Und sooo alt war ich schließlich auch noch nicht. Natürlich waren solche Online-Sitzungen kein vollwertiger Ersatz für Präsenzunterricht, aber sie waren besser als nichts. Sie waren eine Chance, den Kursteilnehmenden Kontinuität zu bieten und das bisher Gelernte zu festigen und weiterzuentwickeln. Sie waren auch eine Chance, dass ich noch einmal etwas Neues lernte.
Aber wären meine Kursgruppen denn auch bereit, mit mir den Unterricht online fortzusetzen? Wieder Skepsis. Zu meiner großen Freude waren die meisten Teilnehmenden einverstanden, in zwei Schnupperstunden noch in den Osterferien den Unterricht mit mir und dem neuen Programm auszuprobieren. Wir waren alle erstaunt: „Es funktioniert! Und sogar schon recht gut.“
Wir haben uns gemeinsam auf das kleine Abenteuer eingelassen, die erste reguläre Stunde liegt hinter uns, und wir machen weiter.
Ich habe das Gefühl, wir sind ein Stückchen näher zusammen gerückt, trotz der räumlichen Distanz. Wir haben gemeinsam die neue Situation in den Griff bekommen.
Genau diesen Effekt stellte ich auch innerhalb des Vhs-Fachbereichs fest. Meine Kolleginnen, insbesondere die mit anderen Sprachen, sehe ich sonst höchstens zweimal im Jahr. Nun haben wir uns schon mehrfach innerhalb weniger Wochen in unterschiedlicher Zusammensetzung online getroffen, um uns auszutauschen und mit dem neuen Programm zu üben. Mit der Unterstützung unserer Fachbereichsleitung wollen wir uns künftig regelmäßig online treffen. Das ist ein echter Pluspunkt, denn ohne Coronakrise hätten wir nicht das Konferenzprogramm erlernt, das wir jetzt auch für den kollegialen Austausch nutzen.
Mit diesem kleinen Erfahrungsbericht möchte ich ein bisschen Mut machen. Die jetzige Krise kann in manchen Bereichen eine Chance sein. Sie kann uns veranlassen, Neues auszuprobieren (bei mir: Distance Teaching). Sie kann uns zwingen, Herausforderungen anzunehmen (bei mir: neues Computerprogramm erlernen), und macht uns zufrieden und stolz, wenn wir dabei kleine und größere Erfolge erzielen. Sie kann uns Wege zu anderen Menschen erschließen und mehr Nähe bringen (bei mir: Fachbereichskolleginnen), weil man sie sich jetzt konkret dafür einsetzt . Sie kann uns veranlassen, vieles bewusster wahrzunehmen, zu hinterfragen und möglicherweise zu ändern.
Vieles ist möglich, wenn man die erste Schockstarre überwindet und aus einem „Das geht nicht!“ ein „Vielleicht könnte es doch gehen – mal ausprobieren“ macht.
Rosemarie Stindl, Englischdozentin an der vhs